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Knochenarbeit Kinderbetreuung

„Zu wenig Personal, ständig knappes Budget, zu viele Kinder", so lassen sich die Zustände in den Kitas von der Kette „Globegarden" beschreiben.
Wie sieht die Situation in Deutschfreiburg aus? Syna hat in Kitas nachgefragt.

Personalmangel und tiefe Löhne

„Könnten Sie nicht eine andere Kita anfragen für Ihr Interview? Hier ist der Druck zu gross. Zwei Betreuerinnen sind ausgefallen und es ist gerade alles zu viel hier. Ich wüsste nicht, wann ich dieses telefonische Interview noch durchführen sollte." Kindergeschrei im Hintergrund. So oder ähnlich klingt es bei einigen Interviewanfragen von Kitas in Deutschfreiburg. Celina* (29), selbst Kita-Betreuerin in einer Kita im Sensebezirk und Mutter, beschreibt Arbeitsbedingungen wie es die Anrufversuche bereits vermuten lassen. Der Personalmangel führt immer wieder mal zu 12-Stunden-Schichten und einer Unterbetreuung, wobei der vom Jugendamt vorgegebene Betreuungsschlüssel nicht eingehalten wird.

Mehr als Kinder „hüten"

Auch Sarina* schildert Ähnliches aus einer Kita im Seebezirk. „Viele haben falsche Vorstellungen darüber, was man als Kinderbetreuerin tut. Wir spielen nicht einfach ein bisschen mit Kindern. Wir tun viel mehr und werden dafür nicht angemessen anerkannt. Die psychische und physische Belastung ist hoch. Man hat eine Vorbildfunktion und muss sehr belastbar sein - das alles bei einem ungerechten Lohn.", vertraut uns Sarina (21) an. Sie selbst wird sich dem Verein AFRASE anschliessen um für bessere Arbeitsbedingungen für Fachpersonen Betreuung zu kämpfen.

Fehlende Finanzen

Die tiefen Löhne lassen sich begründen. Viele Kitas haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Jugendamt macht viele Vorschriften, wie etwa das Verhältnis von Personal und Kindern. Auf der anderen Seite fehlt die finanzielle staatliche Unterstützung um diesen Vorschriften gerecht zu werden. „Die tiefe staatliche finanzielle Beteiligung führt schlussendlich zu den tiefen Löhnen.", merkt die Kita-Leiterin aus dem Sensebezirk an. Gerne würde sie ihre Angestellten besser entlöhnen. Selbst wenn sich die Arbeitsbedingungen in den Kitas unterscheiden, so vereint sie alle die tiefen Löhne. „Wir arbeiten in einem typischen Frauenberuf. Diese sind alle unterbezahlt und zu wenig anerkannt.", äussert Celina.

Wartefristen von bis zu einem Jahr

So skandalöse Verhältnisse wie in den Kitas von „Globegarden" sind in Deutschfreiburg nicht an der Tagesordnung. Gerade in den letzten sechs Monaten sei die Nachfrage nach Kita-Plätzen überdurchschnittlich gestiegen, lassen wir uns von der Kita-Leiterin erklären. Sie beobachtet auch eine Veränderung über die Zeit: „Im Jahr 2016 hatten wir viele freie Plätze und waren nicht ausgebucht. Seither steigt die Nachfrage stets an." Das Angebot an Kita-Plätzen ist heute klar tiefer als deren Nachfrage und viele Kitas haben zum Teil sehr lange Wartelisten. „Unser Angebot wurde in den letzten Jahren laufend erhöht und trotzdem reicht es nicht aus.", betont auch Celina. Einige Eltern warten in Deutschfreiburg bis zu einem Jahr auf einen freien Kita-Platz für ihr Kind. Die Kita-Leiterin aus dem Sensebezirk relativiert die langen Wartefristen: „Viele Eltern melden ihre Kinder gleich in mehreren Kitas an. Das verfälscht die Nachfrage.".

Lösung Gesamtarbeitsvertrag

Trotz der grossen Nachfrage fehlt eine angemessene finanzielle und gesellschaftliche Anerkennung der Kinderbetreuung. Sowohl der Berufsstatus als auch die Arbeitsbedingungen werden der wichtigen Aufgabe der Betreuung unserer Kleinsten nicht gerecht. Die prekären Arbeitsbedingungen und die zunehmende Unzufriedenheit im Bereich der Kinderbetreuung zeigen klar in eine Richtung: Es braucht einen Gesamtarbeitsvertrag, der diese Missstände behebt. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei der Kanton Waadt ein. Nach über 10 Jahren Engagement seitens Gewerkschaften und Verhandlungen mit Arbeitgebenden und dem Kanton wurde ein Gesamtarbeitsvertrag für den Kindertagesstättensektor geschaffen. Dank diesem gelten verbesserte Regelungen zu Arbeitszeiten und Löhnen – für alle betroffenen Berufsgruppen. So werden alle geschützt - sei es der Praktikant, die Kindererzieherin oder auch die Kita-Leiterin.

*Namen der Redaktion bekannt
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